Rotes Gold im Boden
Eines der ältesten Handwerke der Menschheit hat die Stadt Ochtrup zu Geld und Ansehen gebracht: die Töpferei. Das verdankt sich keinesfalls dem Zufall. Voraussetzung war nämlich ein Bodenschatz, der nur an wenigen Orten im westlichen Münsterland vorkam: brennbarer Ton. Die Ochtruper Tonvorkommen lagen nördlich der Stadt in der Brechte (Osterbauerschaft). Kein Wunder also, dass die Brechte im 16. Jahrhundert hart umkämpftes Gebiet zwischen Ochtrupern, Gildehausern und Bentheimern wurde: Man stritt sich um den kostbaren, rotbrennenden Schatz im Boden.
Der Gewinn der Schürfrechte verlieh dem Töpferhandwerk in Ochtrup weiteren Aufschwung. Seine Blütezeit fand es im 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nachweislich bestanden um 1800 in Ochtrup 23 Töpfereien und zahlreiche Ziegeleien.
Kiepenkerle und Pöttkerspättken
Ein bemalter Teller und eine Schüssel aus einem Bodenfund in Zwolle – datiert auf das Jahr 1700 – geben Zeugnis vom frühen Handel der Ochtruper Töpfer mit den benachbarten Niederlanden. Später wurden auch das Münsterland, das Emsland und der Hannoversche Raum (heutiges Niedersachsen) zu wichtigen Absatzgebieten. Zum Geschäft der Töpfer gehörte nämlich nicht nur die Herstellung, sondern auch der Vertrieb ihrer Produkte. Landauf, landab waren die „Kiepenkerle“ oder „Pottkerle“ mit ihren gefüllten Kiepen auf dem Rücken unterwegs. Sie wanderten auf den „Pöttkerspättken“ viele Kilometer weit von Dorf zu Dorf, um ihre Ware zu verkaufen oder einzutauschen.
Kunsthandwerk made in Ochtrup
Zierschüsseln, Pfannkuchenteller, Krüge, Küchengeschirr und Blumenvasen aus mehreren Jahrhunderten lassen die breite Palette Ochtruper Irdenware erkennen. Typisch für diese Artikel ist die sogenannte Malhornbemalung, die seit der Renaissance in Mitteleuropa verbreitet ist. Die Farben wurden mit dem Malhörnchen - einem Rinderhorn mit aufgeschnittener Spitze - aufgetragen.
Nach dem Brennen und Glasieren hatte die Ochtruper Irdenware üblicherweise eine bräunliche Grundfarbe. Dank neuer Glasurrezepte und unter dem Einfluss des Delfter Blau kam später auch in Ochtrup blauweiße Keramik als Besonderheit hinzu. Diese Objekte sind zum Teil äußerst kunstvoll bemalt und geben ein Bild vom Talent der in Ochtrup tätigen Keramiker.
Im 19. Jahrhundert erlebte die Töpferei einen gravierenden Rückgang. Durch das Aufkommen von Emaille- und Aluminiumgeschirr wurden irdene Gefäße aus dem Handel verdrängt. Der Ochtruper Rat versuchte, das Töpfereigewerbe zu beleben und entsandte Ochtruper Töpfergesellen auf Keramikfachschulen, damit sie neue Formen, Dekore und Glasuren erlernen sollten. Diese vielfältigen Erneuerungsversuche haben besonders interessante Einzelstücke hervorgebracht, die heute noch im Töpfereimuseum zu sehen sind.
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Guter Ton im alten Ackerbürgerhaus:
Das Museum
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Lebendiges Töpferhandwerk
Veranstaltungen und Kurse